Die Pollen fliegen auch 2022 …

Rinnende Nase, juckende, brennende Augen, Niesanfälle und Probleme beim Atmen? Die Leidenszeit für Allergiker:innen hat begonnen.

Über eine Million Österreicher:innen leiden an einer Allergie gegen den Blütenstaub von Birke, Gräser & Co. Pollenallergien mit Heuschnupfen sind nicht nur lästig, sondern können das Leben massiv einschränken und Erkrankungen wie Asthma verursachen. Um das zu verhindern, sind eine frühzeitige Abklärung und Therapie wichtig. 

Heuschnupfen, nein danke. Je nach Außentemperaturen beginnt bereits im Februar die Blütezeit von Erle und Haselnuss, im März von Birke und Esche. Nachdem die Natur den Allergiker:innen im April eine kurze Verschnaufpause vergönnt, blühen ab Mai Gräser und Kräuter. Der Kontakt mit ihren Pollen löst bei Allergiker:innen die bekannten Symptome aus: Niesen, Fließschnupfen, juckende Augen, Husten – ja sogar bis zu Asthmaanfällen. Sie schränken die Lebensqualität extrem ein, erschweren oder verhindern Spaziergänge in der Natur, manche Allergiker:innen verlassen gar nicht mehr ihre Wohnung. Allergische Erkrankungen wurden immer schon zu spät diagnostiziert und oft unzureichend oder gar nicht behandelt“, bedauert Univ.-Prof. Dr. Erika Jensen-Jarolim, Allergieforscherin und Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI).

Ozon stresst. Klimawandel und Luftverschmutzung haben einen deutlichen Einfluss auf Allergiker:innen und Pflanzen– allem voran Ozon (O3). Der Klimawandel sorgt nämlich dafür, dass sich die Blühzeiten der Pflanzen verlängern und im Kalender nach vorne verschieben sowie invasive Pflanzenarten nun auch bei uns gedeihen. Luftverschmutzung belastet die ohnehin schon überreizten Atemwege und versetzt die Pflanzen derart unter Stress, dass sie mehr Pollen produzieren. Speziell das aggressive Reizgas Ozon verschlechtert unabhängig von der Menge an Pollenkörnern in der Luft die Beschwerden vor allem bei Gräser- und Birkenpollenallergiker:innen, erklärt Dermatologe Univ.-Prof. DDr. Wolfram Hötzenecker, Linz. 

Pollensaison fast ganzjährig. Jänner und Februar waren ungewöhnlich mild. Daher startete die Pollensaison mit Hasel und Erle heuer deutlich früher als üblich. Auch die Birkenblüte kündigte sich verfrüht bereits in der dritten März-Woche an. Der Gräserpollenflug hängt von den Wetterbedingungen im April und Mai ab, Beifuß und Ragweed blühen im Herbst und nach einer kurzen Verschnaufpause sorgt im Dezember die Purpurerle für einen beinahe ganzjährigen Pollenflug. Der Pollenflug setzte heuer sehr plötzlich ein und Bäume und Sträucher gaben überdurchschnittlich viele Pollen an den Wind ab, was für Allergiker:innen besonders belastend war, erläutert Uwe Berger, Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes der MedUni Wien. Denn beim plötzlichen Pollenflug ist der Körper nicht darauf vorbereitet und reagiert mit heftigen Symptomen. Würde die Pollen-Konzentration langsam ansteigen, könnte sich der Körper besser auf die Belastung einstellen und empfindet die Saison als insgesamt nicht so stark. 

Birken mögen´s warm. Steigen die Temperaturen auf über 15 Grad, beginnt die Birke ihren Blütenstaub an den Wind abzugeben, so Berger. Der Blütenstand einer Birke beträgt mehrere Millionen Pollen, die eine extrem hohe allergene Potenz aufweisen. Der Alleebaum hat ein biologisches Muster: einer schwächeren Saison folgt eine starke. Berger: „Nachdem 2021 eine eher milde Saison war, müssen wir heuer mit einer starken Pflanzenblüte rechnen.

Das allergologische Potential der Esche wird oft unterschätzt. Ihre Blüte beginnt nahezu zeitgleich mit der Birke. Ihre „Verwandten“ sind der Ölbaum, Liguster, Flieder, Goldflieder (Forsythie) und Jasmin. Sie haben ähnliche Allergie-auslösende Strukturen. Bei Menschen, die auf Eschenpollen allergisch reagieren, können somit auch bei Kontakt mit dem Blütenstaub dieser Pflanzen Beschwerden auftreten“.

Wenig Regen, weniger Gräserpollen. Die dritte Belastungswelle verursachen blühende Gräser. Verantwortlich für allergische Beschwerden sind vor allem hochwachsende Futtergräser sowie Roggen, der als besonders starkes Allergen bekannt ist. Durch die Artenvielfalt leiden Allergiker:innen zwei Monate und länger. Normalerweise beginnt die Pollensaison für Gräser Anfang Mai und dauert, mit zwei bis drei Höhepunkten, bis in den Juli/August. Ihre Intensität und der genaue Blühbeginn hängen von Niederschlägen im Frühjahr und der Temperaturentwicklung im Mai und Juni ab. Die miteinander verwandten Pflanzen Beifuß und Ragweed (Traubenkraut) blühen vom Spätsommer bis in den Herbst hinein. Ragweed stellt aufgrund seiner hohen allergischen Potenz und seiner rasanten Ausbreitung ein zunehmend großes Gesundheitsproblem dar. 

Nach einer kurzen Verschnaufpause ist Ende Dezember noch die Blüte der Purpurerle zu erwarten. Sie hat sibirische Gene und ist dadurch winterresistent. Die Purpurerle blüht bis zu zwei Monate vor ihren heimischen Verwandten und sorgt damit für einen beinahe ganzjährigen Pollenflug, so Berger abschließend. 

Rechtzeitig behandeln. Ein frühzeitiger Beginn einer adäquaten Therapie ist von zentraler Bedeutung, so die Experten. Denn bleiben die Symptome zu lange unbehandelt, kann sich die allergische Entzündung ausbreiten. Dabei können die Beschwerden in Richtung Lunge wandern und neue Allergien können entstehen. 

Linktipps:

www.pollenwarndienst.at – Individuelle Pollenbelastung, Download Pollen-App, Online-Selbsttest etc.

www.allergenvermeidung.org 

Univ.-Prof. Dr. Erika Jensen-Jarolim,
Allergieforscherin und Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI)
cc: Bernkopf

Univ.-Prof. DDr. Wolfram Hötzenecker, Linz
cc: Kepleruniklinikum_Margit Berger


Uwe Berger, MBA, Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes der MedUni Wien
cc: Georg Wilke