Was sind eigentlich Pocken?

Aus aktuellem Anlass der neu aufgetretenen Affenpocken: Informationen über eine Erkrankung, die heute kaum noch wer kennt, die nicht zuletzt aber die Haut sehr stark und nachhaltig betroffen hat.

Die Pocken sind eine Infektionskrankheit, die durch das Variolavirus verursacht wird. Letzte Pockenfall wurde in den 1970er-Jahren aus Somalia und Bangladesh gemeldet. Im Jahr 1980 erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Pocken für ausgerottet. Das Virus existiert offiziell nur noch in zwei Hochsicherheitslaboratorien in Russland und in den USA. Aber noch in den 1950er- und 1960er-Jahren gab es in Europa Pockenepidemien, so z. B. 1950 in Glasgow, 1958 in Heidelberg (18 Krankheitsfälle, davon zwei tödlich), 1963 in Breslau (99 Krankheitsfälle, davon sieben tödlich) und 1967 in der Tschechoslowakei. Im 18. Jahrhundert traten häufig Pockenepidemien auch in Wien auf. Im Jahr 1753 entfielen 15 Prozent aller Verstorbenen auf die Pocken. 

Hoch ansteckend  

Im Gegensatz zu den „Affenpocken“, die in erster Linie von Tieren auf den Menschen übertragen werden, waren die Pocken von Mensch zu Mensch hoch ansteckend. Eine Ansteckung der Pocken erfolgte entweder durch Tröpfchen, durch direkten Kontakt mit Erkrankten bzw. mit deren infizierten Körperflüssigkeiten, oder indirekt über Gegenstände, die mit Pockenviren verunreinigt sind. Das Virus wurde von Erkrankten hauptsächlich an Haushaltsmitglieder oder enge Kontaktpersonen verbreitet. Die an Pocken Erkrankten waren in der infektiösen Zeit üblicherweise schwer krank und bettlägerig.  

Die Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten erster Symptome betrug rund 14 Tage. Die ersten Symptome waren plötzliches Fieber, allgemeines Unwohlsein, sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Etwa zwei bis vier Tage nach Beginn des Fiebers trat der Hautausschlag auf. Er beginnt mit kleinen roten Punkten auf der Zunge und im Rachen. Im Folgenden verbreitete sich der Hautausschlag, der im Gesicht beginnt innerhalb von 24 Stunden, über Arme und Beine bis zu den Händen und Füssen. Der Rumpf war in der Regel im Gegensatz zu den Windpocken oder Feuchtblattern schwächer befallen. Danach bildeten sich Papeln mit virushaltiger Flüssigkeit, danach Pusteln, die nach etwa fünf Tagen verkrusteten. Die Krusten fielen nach etwa drei Wochen ab und hinterließen die typischen Vernarbungen der Haut. In einer nicht geimpften Bevölkerung können je nach Virusstamm 30 bis 40 Prozent der Erkrankten an den Pocken sterben.

Und die Affenpocken? 

Die Affenpocken sind eine sogenannte „Zoonose“, das heißt eine Infektionskrankheit, die zwischen Tier und Mensch übertragen wird. Die Viren sind normalerweise in Nagern oder Mäusen beheimatet und werden nur durch engen Kontakt mit dem Menschen übertragen. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung findet für gewöhnlich nicht statt. Die momentan festgestellten Erkrankungen betreffen laut WHO hauptsächlich – aber nicht nur – Männer, die gleichgeschlechtlichen Sex haben. Bei allen derzeit genetisch analysierten Fällen handelt es sich demnach bei dem Erreger um die westafrikanische Variante. Die britische Gesundheitsbehörde UKHSA empfiehlt für enge Kontaktpersonen von Affenpocken-Infizierten eine dreiwöchige Quarantäne. Als hochwahrscheinlich infiziert gilt laut UKHSA, wer entweder im selben Haushalt mit einer erkrankten Person lebe, mit dieser sexuellen Kontakt hatte, oder deren Bettwäsche gewechselt hat. Diese Gruppe soll demnach neben der Empfehlung zur Quarantäne auch eine schützende Pockenimpfung erhalten. 

Unspezifische erste Krankheitsphase 

Die erste Phase der Erkrankung sei eine komplett unspezifische, wie die Virologin Dr. Redlberger-Fritz erklärt: „Sie geht einher mit Fieber, Muskelschmerzen und Rückenschmerzen. Und vor allem auch Lymphknoten-Schwellungen. Das dauert ca. drei bis vier Tage und erst danach kommt es zur sogenannten Exanthemphase, also die Ausschlagsphase. Da beginnt es dann mit Flecken, wo kleine Beulen entstehen, die dann eben zu Bläschen und Pusteln werden, die im weiteren Verlauf verkrusten.“ Der gesamte Krankheitsverlauf dauert rund zwei bis maximal vier Wochen, in dieser gesamten Zeit ist man ansteckend. Laut der Virologin sind nur wenige schwere Fälle zu befürchten: „In der Regel ist es eine leichte, selbst limitierende Erkrankung, die in den allermeisten Fällen von selbst wieder ausheilt. 

Warum es sich in den vergangenen Wochen ausgerechnet in Europa ausbreitete, muss nun genaues Contact Tracing zeigen. Eine Impfung gegen die Affenpocken selbst gebe es nicht, so die Virologin, jedoch wirke die Pockenimpfung, die bis 1981 verpflichtend war, sehr gut gegen Affenpocken-Infektionen.  

Prof. Dr. Christoph Wenisch dazu: „Da wir kaum mehr Immunität gegen die klassischen, seit über 40 Jahren ausgerotteten Pockenviren haben, breiten sich aber die Affenpocken immer mal aus, aber nur punktuell. Und das machen sie bei Weitem nicht so effizient wie die Grippe oder Sars-CoV-2“. So, do not panic!