Zigarettenrauch aus dermatologischer Sicht

Schädigt Tabak die Haut? Kann Rauchen Hautkrebs verursachen? Die gute Nachricht zuerst: Tabak beeinflusst zwar Faltenbildung, Hautfarbe, Wundheilung und bestehende Hautkrankheiten ungünstig, jedoch existiert keine eindeutige Aussage im Zusammenhang zwischen Hautkrebs und Tabakrauch.

Rauchen ist nicht mehr „in“
Die Raucherzahlen in Österreich sind in den vergangenen Jahren deutlich gesunken, vor allem bei Jugendlichen haben sie sich seit 2002 von etwa 30 Prozent auf rund zehn Prozent verringert. Nach Stand im Mai 2021 rauchen 21 Prozent der Österreicher:innen täglich. Deren Konsumverhalten hat sich während der Pandemie in beide Richtungen deutlich verändert. Bei 17 Prozent der Raucher ist der Konsum während der Corona-Krise gestiegen, bei 15 Prozent gesunken. Weltweit wollen laut WHO etwa 780 Millionen Menschen mit dem Rauchen aufhören, in Österreich haben es im Jahr 2020 etwa 570.000 Personen erfolglos versucht. Mit einem Rauchstopp würden Raucher ihrer Gesundheit einen guten Dienst erweisen, gilt doch Tabakkonsum als vermeidbare Todesursache schlechthin. Über 4800 Substanzen können in Zigarettenrauch nachgewiesen werden, davon sind mehr als 90 mutmaßlich krebserregend.

Raucher erkennt man an der Haut
Die Schäden des Zigarettenrauchs sind oft schon mit freiem Auge erkennbar. Einerseits gibt es dermatologische Manifestationen des Rauchens, wie die gestörte Wundheilung oder eine verstärkte Faltenbildung, andererseits zeigen sich bei gewissen Hautkrankheiten negative Zusatzeffekte. So ist die sichtbarste Konsequenz des Rauchens für die Haut die frühzeitige Hautalterung. Die Haut wird gräulich bis grau, sie verliert an Volumen und Elastizität, es kommt zur Falten- und Fleckenbildung. Mittlerweile gibt es konkrete Hinweise, dass Nikotin, von dem 2–3mg pro Zigarette inhaliert werden, ursprünglich an der Faltenbildung beteiligt ist.

Raucher erkranken öfter an entzündlichen Hautkrankheiten
Die Hautalterung wird auch durch einen zweiten Mechanismus beschleunigt. Denn die permanente Aktivierung von Immunzellen durch das Rauchen kann entzündliche Hautläsionen verursachen, und dies wird mit Asthma, allergischer Rhinitis und atopischer Dermatitis in Zusammenhang gebracht. Weitere die hautschädigende Effekte des Tabakkonsums sind ein verstärkter Kollagenabbau durch Matrix-Metalloproteasen, eine höhere Lichtempfindlichkeit und Schäden von DNA-Reparaturenzymen. Darüber hinaus ist die Wundheilung beeinträchtigt, was vor allem im Rahmen von Operationen problematisch werden könnte. Es ist daher ratsam, vor und nach einer geplanten Operation für mindestens eine Woche auf das Rauchen zu verzichten. Nikotinkaugummis oder -pflaster können ersatzweise helfen.

Psoriasis
Rauchen und Psoriasis beeinflussen sich gegenseitig. Zum einen entwickeln Raucher:innen häufiger eine Psoriasis, zum anderen verläuft die Behandlung der Psoriasis weniger erfolgreich, wenn Patient:innen zur Zigarette greifen. Besonders bei der palmoplantaren pustulösen Psoriasis ist ein Rauchstopp anzustreben, weil gerade diese Form der Schuppenflechte stark mit dem Konsum von Zigaretten korreliert (95% der Patient:innen sind Raucher). Verantwortlich könnte hier die durch Nikotin ausgelöste Inflammation mit erhöhter Mastzellen- und Granulozytenzahl sein.

Akne inversa
Auch die Akne inversa oder Hidradenitis suppurativa, eine chronische Hauterkrankung mit Bildung von schmerzhaften Entzündungen im Bereich der Haarfollikel, betrifft überwiegend Raucher:innen bzw. Exraucher:innen. Die Entzündungen treten vor allem in den Achseln sowie in der Leisten-, Anal- und Genitalregion auf. In der Folge können Abszesse, Fisteln und knotige Vernarbungen entstehen. Studien zeigen, dass der Schweregrad der Erkrankung mit dem Rauchen ansteigt und sich Rückfälle nach Operationen der Akne inversa häufen – die zugrunde liegenden Mechanismen sind jedoch nicht ausreichend geklärt. Wenn auch der Zusammenhang zwischen Rauchen und Akne inversa naheliegt, weisen Studien darauf hin, dass es sich um einen indirekten oder verzögerten Effekt handeln muss. Denn zwischen dem Rauchbeginn und den ersten Abszessen vergehen durchschnittlich ca. 8 Jahre. Umgekehrt führt ein Rauchstopp meist nicht zur unmittelbaren Verbesserung der Abszessbildung und Entzündungsaktivität.

Hautkrebs
Hier ist die Datenlage kontroversiell. Eine Metaanalyse von 15 Studien belegt, dass Plattenepithelkarzinome öfter unter Rauchern auftreten, während Basaliome (Basalzellkarzinome) und Melanome sogar eine geringere Häufigkeit aufweisen. Exraucher weisen hingegen kein höheres Risiko für Hautkrebs auf.