Auch im Schatten wird man braun

Sonnenstrahlen bringen Glück in unser Leben und steigern das Aktivitätslevel, sind aber für die Hautgesundheit nur in Maßen zu empfehlen.

Wenn die Sonne nach den nebeligen, düsteren Wintermonaten endlich wieder scheint, erwacht nicht nur die Natur zu neuem Leben. Wir alle wollen ins Freie und lechzen nach Sonnenschein. Gerade in den Frühlingsmonaten ist unsere Haut aber besonders gefährdet, weil sie noch nicht an die Sonne gewöhnt ist. Das Sonnenlicht kurbelt neben der Steigerung der Lebensfreude die körpereigene Produktion von Vitamin D3 in der Haut an. Exzessiver Sonnenkonsum birgt aber auch nicht zu unterschätzende Gefahren für die Hautgesundheit: Die Zahl der Hautkrebserkrankungen steigt jedes Jahr. Besonders der weiße Hautkrebs, aber auch der aggressive schwarze Hautkrebs – das Melanom – sind auf dem Vormarsch. Die Früherkennung spielt deswegen eine große Rolle.

Schatten bevorzugt

Sonnenbrille, Sonnencreme und Kopfbedeckung sollten bei einem Trip ins Freie immer dabei sein. Eine kleine Tube Sonnencreme mit hohem UVA und UVB-Schutz passt in jede noch so kleine Handtasche. „Denn die Sonne erwischt uns überfallsartig“, erklärt Medizinalrat Dr. Johannes Neuhofer, Präsident des Berufsverbandes der österreichischen Dermatologen und Fachgruppenobmann der oberösterreichischen Hautärzte. Gerade im Frühjahr rechnet man nicht mit Sonnenbränden, die helle Winterhaut ist aber gerade zu dieser Zeit besonders empfänglich für die schädliche UV-Strahlung.
Mittlerweile weiß man: Langes Sonnenbaden und unzureichender Sonnenschutz lassen nicht nur die Haut altern, sondern können zu Hautkrebs führen. Lange Zeit war dieses Bewusstsein aber nicht vorhanden. Vor allem die heute 50-60-Jährigen pflegten in ihrer Jugend einen sorglosen Umgang mit der Sonne: Stundenlanges Braten in der Sonne war in. Je brauner, desto attraktiver und vitaler fühlte man sich, ein tiefdunkles Karibikbraun galt als hip und Sonnenbrände in der Jugend waren eher die Regel, nicht die Ausnahme. Melkfett und Sonnenöle mit Lichtschutzfaktor 2-4 waren gängige Mittel, um noch rascher die gewünschte Farbe zu erhalten. Dr. Johannes Neuhofer dazu: „Wir Hautärzte rechnen damit, dass jede:r zweite bis dritte heutige 70-Jährige an Hautkrebs erkrankt. Hier ist besonders der weiße Hautkrebs im Steigen.“

Dr. Johannes Neuhofer, Linz: „Der beste Platz an der Sonne ist im Schatten“

Das Basaliom ist die häufigste Form des weißen Hautkrebses. Die Gefahr, daran zu erkranken, nimmt mit zunehmendem Alter zu. Hauptverantwortlich dafür ist die häufige und intensive Sonneneinstrahlung, vor allem in der Kindheit und Jugend. Betroffen sind meist jene Hautregionen, die verstärkt der Sonne ausgesetzt sind, wie zum Beispiel Kopf, Schultern, Handrücken, Stirn, Ohren, Nase und Unterlippen, die sogenannten Sonnenterrassen des Körpers, erklärt Dr. Neuhofer. „Das hinterhältige am weißen Hautkrebs ist, dass er lange Zeit schmerzfrei bleibt, nicht juckt und im Grunde genommen unauffällig ist. Er tarnt sich gerne als kleiner weißlicher Knoten, der von den Patienten oft als ,Pickel‘ fehlinterpretiert wird“. Die Selbstbeobachtung und regelmäßige Selbstuntersuchung vor dem Spiegel oder durch Angehörige an unzugänglichen Körperstellen sind daher besonders wichtig, um kleinste Hautveränderungen frühzeitig zu erkennen – schon diese können verdächtig sein und sollten fachärztlich untersucht werden, rät Dr. Neuhofer. Sollte sich herausstellen, dass es sich bei einer Hautveränderung tatsächlich um ein Basaliom handelt, so ist dieses meist sehr gut chirurgisch zu entfernen und die Sache damit erledigt.

 

Die verschiedenen Hauttypen

Ärzte unterscheiden je nach Helligkeit von Haut und Haar sowie der Sonnenempfindlichkeit die verschiedenen Hauttypen: Insgesamt gilt, dass die Haut umso weniger UV-Strahlung verträgt, je heller sie ist. Das Risiko an Hautkrebs zu erkranken, ist für helle Hauttypen (Hauttyp 1 und 2) größer als für dunkle Hauttypen.

  • Hauttyp 1: Haut auffallend hell; Sommersprossen; Haare rötlich; bräunt niemals; höchste Sonnenbrandneigung
  • Hauttyp 2: Haut etwas dunkler als bei Hauttyp I; Sommersprossen selten; geringe Bräunung; hohe Sonnenbrandneigung
  • Hauttyp 3: Haut hell bis hellbraun; keine Sommersprossen; gute Bräunung; ziemlich geringe Sonnenbrandneigung
  • Hauttyp 4: Haut hellbraun bis oliv; keine Sommersprossen; sehr gute Bräunung; kaum Sonnenbrandneigung

 

Vorsicht ist klug und schützt die Haut

  • Sonnenbäder auf ein Minimum reduzieren
  • Haut langsam an die Sonne gewöhnen, vor allem im Frühjahr
  • Kleidung, Kopfbedeckung, Sonnenbrille verwenden
  • Sonnencreme mit geeignetem Lichtschutzfaktor (SPF) großzügig verwenden (Ohren, Nacken, Fußrücken nicht vergessen)
  • Nach dem Schwimmen wasserfeste Creme erneut auftragen
  • Säuglinge und Kleinkinder raus aus der Sonne
  • Mittagssonne zwischen 11 und 15 Uhr meiden
  • Reflexion von Schnee, Sand und Wasser bedenken
  • Regelmäßige Kontrollen beim/bei der Dermatolog:in

 

Je früher, desto besser

Früherkennung ist wichtig, um Veränderungen der Haut zu entdecken, bevor sie eine Gefahr darstellen. Denn je früher Hautkrebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Dies gilt in besonderem Maße für das maligne Melanom. Im frühen Stadium ist dessen Heilungsrate hoch und nimmt mit Fortschreiten der Erkrankung rasch ab.

Hautkrebs und seine Vorstufen sind sicht- und tastbar. Regelmäßige Selbstuntersuchungen vor dem Spiegel oder mithilfe des/der Partner:in und der neuen App Skin Screener können dazu beitragen, Hautveränderungen oder eine Veränderung vorhandener Leberflecken (Muttermale) frühzeitig zu entdecken. Auch in Körperfalten, an den Fußsohlen oder zwischen den Fingern kann Hautkrebs entstehen.

Muttermale sind zwar an sich meist harmlos, doch jede Veränderung muss kontrolliert werden und sollte dem Hautarzt gezeigt werden. Auch neu entstandene Pigmentflecke sollten begutachtet werden. Unbedingt und unverzüglich sollte ein:e Hautärzt:in aufgesucht werden, wenn:

  • ein vorhandener Leberfleck seine Größe, Form oder Farbe ändert
  • ein Leberfleck zu jucken oder zu bluten beginnt

 

ABCDE-Regel

Um ein Muttermal besser einzuschätzen, hilft die ABCDE-Regel. Wenn mindestens eines der Merkmale zutrifft, sollten Sie den Hautarzt konsultieren:

A wie Asymmetrie

  • ungleichmäßige, asymmetrische Form

B wie Begrenzung

  • verwaschene, gezackte, ausgefranste und raue Ränder

C wie colour (engl. Farbe)

  • unterschiedliche Färbungen, hellere und dunklere Bereiche in einem Pigmentmal z.B. rosa, grau mit schwarzen Punkten

D wie Durchmesser

  • Pigmentmale, die größer als 5 mm im Durchmesser sind oder eine Halbkugelform haben, sollten kontrolliert werden. Es gibt auch Melanome, die kleiner als 5 mm sind.

E wie Erhabenheit

  • wenn ein Muttermal mehr als einen Millimeter über das Hautniveau hinausragt

 

Auch im Schatten wird man braun

Unsere Vorfahren hatten also nicht ganz unrecht, wenn sie breite, großkrempige Hüte trugen oder den Regenschirm zum Sonnenschirm umfunktionierten. Auch die Asiaten machen es besser als wir Europäer und meiden die Sonne. In Australien hat der Umdenkprozess schon vor Jahren eingesetzt: Vor der Sonne muss man sich schützen! Nicht nur wegen der Hautkrebsgefahr, sondern auch aus Anti-Aging-Aspekten. Denn um die Elastizität und Jugendlichkeit der Haut zu erhalten, muss man raus aus der Sonne. Ab in den Schatten, denn auch dort wird man gesund braun.