Gürtelrose und Feuchtblattern – dasselbe Virus?

Die Gürtelrose ist den meisten Menschen ein Begriff, die Bedeutung dieser Erkrankung wird aber leider unterschätzt. Dabei tragen fast alle Erwachsenen über 50 Jahren (>99%) das verursachende Virus bereits in sich. Und eine von drei Personen erkrankt im Laufe des Lebens an Gürtelrose.

Ein und dasselbe Virus

Die Gürtelrose, medizinisch Herpes zoster genannt, wird durch das Varicella-zoster-Virus hervorgerufen. Aber auch Feuchtblattern (Windpocken), eine hoch ansteckende Infektionskrankheit, an der meist Kleinkinder zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr erkranken, werden durch dasselbe Virus verursacht. Denn nach der Erstinfektion zumeist im Kindesalter wird das Virus nicht aus dem Körper eliminiert, sondern geht in den Nervenzellen der Spinalganglien in einen Dämmerzustand über. Durch das abnehmende Immunsystem im Laufe des Lebens kann es zu einer Reaktivierung kommen – die Gürtelrose tritt auf. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass rund 99% der über 50-Jährigen das Virus, das die Gürtelrose auslöst, in sich tragen.

Und es geht weiter

Rund 10 bis 20% der Menschen erkranken einmal im Leben an Gürtelrose oder Herpes zoster, bei den über 80-Jährigen sind es noch mehr, nämlich bis zu 50%. Die Gürtelrose zeigt sich als Hautausschlag zumeist am Körperstamm mit stecknadel- bis reiskorngroßen, wasserklaren Bläschen. Erschwerend kann nach einem Herpes zoster die sogenannte postherpetische Neuralgie, eine überaus schmerzhafte Komplikation auftreten, die Monate bis Jahre andauern kann. Sie resultiert aus der Entzündung und Zerstörung von Nerven im Krankheitsverlauf der Gürtelrose und kann bei etwa der Hälfte der unbehandelten Patienten über 60 Jahre erscheinen. Und die Gefahr steigt mit zunehmendem Alter an. Die Schmerzdauer kann mehr als ein Jahr betragen. In Österreich geht man von mehr als 30.000 Gürtelrose-Fällen/Jahr aus. Wichtig zu wissen ist außerdem, dass nicht nur die Feuchtblattern, sondern auch die Gürtelrose-Läsionen ansteckend sind. Kommt eine Person damit in Berührung, so kann sie Feuchtblattern entwickeln.

Was kann man dagegen tun?

Die Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung der Gürtelrose sind vielfältig. So stehen verschiedene antivirale Medikamente wie Aciclovir, Brivudin, Famciclovir und Valaciclovir zur Verfügung. Aciclovir ist so unbedenklich und gut verträglich, dass es sogar in der Schwangerschaft gegeben wird. Seit 2021 ist für Personen ab dem 50. Lebensjahr vorbeugend ein Totimpfstoff gegen die Gürtelrose in Österreich erhältlich, der auch in den Österreichischen Impfplan aufgenommen wurde. Denn der größte Risikofaktor für die Erkrankung ist das Alter. Die Häufigkeit der Erkrankung nimmt ab einem Alter von 50 Jahren stark zu, weil die nachlassende Immunabwehr eine Reaktivierung des Varizella Zoster Virus ermöglicht. Eine Impfung bewirkt, dass die Immunabwehr aufrechterhalten wird. Das Virus verbleibt zwar weiterhin in den Nervenzellen, wird jedoch vom Immunsystem effektiv kontrolliert. Verabreicht werden zwei Dosen im Abstand von 60 Tagen– bei immunsupprimierten Patienten kann auch häufiger geimpft werden. Die Wirkung des Totimpfstoffs bleibt über einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren weitgehend erhalten, er ist sicher und gut verträglich. An Nebenwirkungen zeigten sich Müdigkeit, Fieber, Kopfschmerzen oder Muskelschmerzen, diese sind aber leicht und vorübergehend. Auch immunkompetente Personen, die bereits eine Gürtelrose durchgemacht haben, können mit einem Abstand von mehreren Jahren geimpft werden.

Faktbox: 

  • Gürtelrose und Feuchtblattern (Windpocken) werden vom selben Erreger verursacht, dem Varizella Zoster Virus
  • Jeder, der Windpocken hatte, kann später an Gürtelrose erkranken
  • Die Hälfte der Patienten mit Gürtelrose ist älter als 65 Jahre
  • Die postherpetische Neuralgie ist eine schmerzhafte Komplikation nach Gürtelrose 
  • Eine Impfung gegen Gürtelrose ist für >50-Jährige im österreichischen Impfplan empfohlen