Mit Psoriasis beschwerdefrei leben

Die Schuppenflechte ist eine akut oder chronisch verlaufende, polygenetische Hauterkrankung, die in allen Lebensabschnitten auftreten kann und etwa 2 % der Bevölkerung betrifft.

Wie sieht sie aus?

Bei der klinischen Untersuchung finden sich charakteristische, streckseitig betonte, lokalisierte oder generalisierte, meist symmetrische, scharf begrenzte, rote oder mit weißen Schuppen bedeckte Plaques. Generalisierte pustulöse Formen (mit Eiterbläschen) kommen seltener vor, sind aber bei Handflächen und Fußsohlenbefall die Regel. 

Laut einer großen Studie sind bei einer klassischen Schuppenflechte in abnehmender Häufigkeit Ellenbögen, Kopf, Knie, Rumpf, Gesicht, Handflächen und Fußsohlen, Nägel und der Genitalbereich betroffen. Insbesondere wenn sichtbare, nicht von Kleidung bedeckte Körperpartien wie Handrücken, Fingernägel oder die Kopfhaut betroffen sind ist die Schuppenflechte für die Betroffenen sehr stigmatisierend. Eine Teilhabe am Sozialleben, wie unter anderem Besuche von Schwimmbad und Sauna ist seltener möglich, und auch im Berufsleben berichten viele Betroffene über eine Distanzierung und Isolierung durch „Hautgesunde“. Durch einen Befall des Intimbereichs ist das Sexualleben nachweislich gestört, die Lebensqualität kann mitunter mehr eingeschränkt sein als bei einer Krebserkrankung. 

Welche Auslöser gibt es?

Es gibt Hinweise, dass verschiedene Medikamente in der Lage sind, eine Psoriasis vulgaris zu unterhalten oder auch auszulösen. Hierzu gehören z.B. Betablocker, ACE-Hemmer. Die weitaus häufigsten Triggerfaktoren sind mechanische Traumata, Infekte (z.B. Streptokokken-Angina) und emotionale Belastungen aber auch Rauchen und Alkohol. Auch eine jahreszeitenabhängige Verschlechterung (Winter/Sommertyp) wurde zuletzt beschrieben. 

Welche Begleiterkrankungen sind möglich?

Die Schuppenflechte ist ein unabhängiger Risikofaktor für verschiedene Begleiterkrankungen und Komplikationen. Dazu zählen u.a. die koronare Herzkrankheit (Verkalkung der Herzkranzgefäße) und der Herzinfarkt, das metabolische Syndrom mit Übergewicht, einer gestörten Glukosetoleranz und Bluthochdruck. 

Eine Psoriasis-Arthritis ist die wichtigste Manifestationsform der Schuppenflechte nach der Haut und tritt bei ca. 15% der Patienten auf. Darunter versteht man eine fakultative entzündliche Manifestation der Psoriasis am Bewegungsapparat, ähnlich einer rheumatoiden Arthritis. Die Psoriasis-Arthritis beginnt in der Mehrzahl der Fälle (70%) durchschnittlich 10 Jahre nach dem Auftreten der Hautsymptome. Im Vordergrund der Symptomatik stehen Schmerzen und Schwellungen der betroffenen Gelenke und gelenknahen Sehnen, die im Verlauf in eine Gelenkzerstörung mündet. Die Arthritis verläuft chronisch und in Schüben, typisch ist auch eine Morgensteifigkeit der Gelenke. Das Ausmaß des Hautbefundes korreliert häufig mit der Schwere der Arthritis. Das schließt jedoch nicht aus, dass auch mild Betroffene eine Arthritis entwickeln können. 

Welche Behandlung gibt es?

Die Schuppenflechte ist bislang nicht heilbar. Mit den modernen Biologika-Therapien können die meisten Patienten aber ein beschwerdefreies Leben führen mit Normalisierung der Lebensqualität und einem Rückgang der Schwere der vergesellschafteten Begleiterkrankungen auf das Niveau eines von Schuppenflechte nicht betroffenen Patienten. Die meisten niedergelassenen Hautfachärzte sind mit diesen, seit mittlerweile über 20 Jahren verfügbaren und stetig weiterentwickelten Therapien, gut vertraut.

Wichtig bei der Behandlung ist nicht nur die alleinige Beachtung des Ausmaßes des Hautbefalls, sondern das zeitgleiche und wiederholte Augenmerk auf den Begleiterkrankungen, der Arthritis und der Lebensqualität. Bei einem isolierten Hautbefall sollten die verfügbaren Lokaltherapien (Vitamin D-, kortisonhaltige und schuppenlösende Salben) und, soweit verfügbar, Lichttherapien (UVB, PUVA) genutzt werden. Eine Systemtherapie sollte aber, wenn sie indiziert ist, nicht zu lange hinausgezögert werden, zumal die modernen Biologika wenig nennenswerte Nebenwirkungen haben.

Autor: Univ.-Prof. Dr. Johann Bauer, MBA,
Präsident der österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV); Vorstand der Abteilung für Dermatologie und Allergologie,  Uniklinikum Salzburg Landeskrankenhaus Universitätsklinik für Dermatologie und Allergologie der PMU (Paracelsus Medizinische Privatuniversität)

cc: Foto beigestellt