Weltkuscheltag: Hautkontakt schafft positive Energien

Am 21. Jänner ist Weltkuscheltag. Über die Haut, dem größten menschlichen Organ, können wir Unglaubliches erreichen. Ohne zärtliche Berührungen verkümmert der Mensch als soziales Wesen.

Durch Hautkontakt und die Ausschüttung des Kuschelhormons Oxytocin können wir Bindung und Zugehörigkeit schaffen, Beziehungen verbessern, unser Lebensgefühl steigern und fühlen uns rundherum wohl und geborgen. Der Aufbau von Bindung und Zugehörigkeit ist eines der psychologischen Grundbedürfnisse des Menschen. Unabhängig davon, ob wir Freunde oder Familienmitglieder umarmen oder mit dem Partner kuscheln: Körperkontakt spielt eine wichtige Rolle, um Zuneigung zu zeigen und Beziehungen aufzubauen, sie zu festigen oder zu erhalten. Hautkontakt mit nahestehenden Menschen verbessert die Beziehung, sorgt aber auch im eigenen Körper für positive Auswirkungen. Zum Weltkuscheltag am 21.Jänner wirft die klinische Psychologin Mag. Dr. Melanie Lenger von der Med Uni Graz einen Blick darauf, welche psychischen und körperlichen Vorteile beim Kuscheln nicht außer Acht gelassen werden sollten.

Berührung ist wichtig

In der Winterzeit, mit langen dunklen Nächten, wird bereits seit 1986 am 21.Jänner der Weltkuscheltag begangen. Dass Berührung guttut, ist bekannt. Ob es sich dabei um Intimität oder um eine Umarmung von Freunden und Familie handelt, macht dabei keinen großen Unterschied, wenn es um die positiven Effekte auf Körper und Psyche geht. Die körperliche Nähe zu anderen Personen ist für uns Menschen als soziale Lebewesen notwendig. Einsamkeit und das Fehlen von Nähe stehen nachweislich mit verschiedenen körperlichen und psychischen Erkrankungen in Zusammenhang und begünstigen unter anderem Entzündungsprozesse im Körper. Während bei Babys ihr Leben von der Zuneigung der Bezugspersonen abhängt, ist die körperliche Zuneigung bei Erwachsenen noch immer maßgeblich am psychischen und physischen Wohlbefinden beteiligt. Auch auf unsere geistige Leistungsfähigkeit haben Berührungen einen positiven Effekt.

Die Haut als Sinnesorgan

Berührungen über die Haut bewirken viel Positives. Schon allein Händeschütteln, auf das in der Pandemie weitgehend verzichtet wurde, ist ein wichtiges Ritual in der westlichen Welt. Was machen Liebende kurz nach dem ersten Augenkontakt? Sie halten sich an den Händen. Die Haut erfüllt als unser größtes Organ viele wichtige Aufgaben. Sie ist die „Grenze“ zur Außenwelt und eines der wichtigsten Verteidigungssysteme gegen unerwünschte Eindringlinge. Doch neben ihrer Abwehrfunktion ist die Haut auch als Sinnesorgan relevant. Wir spüren Wärme, Kälte, Druck und auch Schmerz und können so mit der Umwelt interagieren und sie wahrnehmen. Diese Rezeptoren spielen zudem eine wichtige Rolle beim Empfinden und Wahrnehmen von Berührungen. Physische Reize werden von der Haut über die Nervenbahnen beim Kuscheln ins Gehirn geschickt, wo weitere körperliche und psychische Prozesse angesteuert werden, die für ein generelles Wohlbefinden von Vorteil sind. Auch die Verarbeitung der zugehörigen Gefühle und Erinnerungen geschieht im Gehirn.

Berührung zur Priorität machen

Bei sanften Berührungen, wie sie bei Massagen, Kuscheln oder Umarmungen vorkommen, schüttet das Gehirn das Hormon und den Neurotransmitter Oxytocin aus. Dieses Hormon sorgt für den Aufbau und Erhalt von stabilen Bindungen. Das Hormon sorgt aber auch für eine generelle Entspannung im Körper. So reguliert der Botenstoff Blutdruck und Cortisolspiegel. Das Stresshormon Cortisol regt an und macht uns leistungsfähiger, auf Dauer ist ein hoher Cortisollevel aber ungesund, er macht uns unruhiger und gestresst. Eine Massage, eine Kuscheleinheit mit einem warmen Tee, eine Umarmung können unmittelbar beruhigen. Zusätzlich kann dadurch auch langfristig die Entspannungsfähigkeit verbessert werden, was uns resilienter (widerstandsfähiger gegen Stress) im Alltag macht und die Lebensqualität steigert.

Die Psychologin Melanie Lenger weist außerdem darauf hin, dass man Berührung aktiv ermöglichen und zur Priorität machen sollte. „Nehmen Sie sich bewusst Zeit zum Kuscheln und genießen Sie den positiven Effekt auf Körper und Psyche.“

Quelle: Medizinische Universität Graz

Klinische Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin