ERNÄHRUNG BEI PSORIASIS: WIDERSPRÜCHLICHE DIÄT-TIPPS

Eine pauschale Psoriasis-Diät existiert nicht. Ernährungstipps für Menschen mit Schuppenflechte gibt es unzählige. Ob sie tatsächlich hilfreich sind, ist wissenschaftlich nicht bewiesen. „Die Ratschläge basieren oft auf Einzelerfahrungen und es zieht sich kein roter Faden durch die verschiedenen Diät-Tipps, sie weichen mitunter stark voneinander ab“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Paul Sator, Leiter der Psoriasis-Ambulanz an der Klinik Hietzing Wien.

Gewicht abbauen ist nie falsch

Eines ist jedoch sicher, auch angesichts der Begleiterkrankungen, die mit der Schuppenflechte verbunden sind: übergewichtigen Patienten, die an Psoriasis leiden, ist gut geraten, das Zuviel an Gewicht zu reduzieren. Körperfett, insbesondere um die Körpermitte und im Bauchraum, produziert Botenstoffe, welche die entzündliche Komponente der systemischen Erkrankung zusätzlich vorantreibt. Abzunehmen ist also nicht falsch. Entzündliche Vorgänge im Körper lassen sich mit einer ausgewogenen pflanzenbasierten Ernährung teilweise in Schach halten. Der Verlauf der Krankheit kann so bis zu einem gewissen Grad abgemildert werden. Da die Psoriasis mit einem erhöhten Risiko für bestimmte Begleiterkrankungen wie Diabetes, Adipositas und Herzkreislauferkrankungen einhergeht, sollte immer auf ein normales Körpergewicht geachtet werden, klärt Prof. Sator auf. Denn Übergewicht wirkt sich in mehrfacher Hinsicht negativ auf die Krankheit aus. Zum einen erhöhen zu viele Kilos das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes. Zum anderen fördert Übergewicht die verstärkte Bildung von Entzündungsbotenstoffen im Fettgewebe. 

Eine Ernährungsumstellung kann also möglicherweise entzündliche Vorgänge bei der Schuppenflechte lindern. Allerdings ist nicht gesagt, dass bei jedem die erwünschte Wirkung eintritt. Einen Versuch ist es aber allemal wert. Wichtig ist die Reduktion von Übergewicht und eine reichliche Zufuhr von Antioxidantien und Omega-3-Fettsäuren.

Reichlich Obst und Gemüse 

Wie alle entzündlichen Erkrankungen geht die Schuppenflechte mit einem erhöhten Verbrauch an Antioxidantien einher. Ein Ausgleich durch externe Zufuhr ist daher angezeigt. Zu den wichtigsten Antioxidantien zählen die Vitamine A, E und C. Eine Kost, die reich an Obst und Gemüse ist, liefert viele dieser antioxidativ wirksamen Substanzen. Sie mindern die Bildung von entzündungshemmenden Botenstoffen und wirken gleichzeitig bereits bestehenden Entzündungen entgegen.

Mehr pflanzliches Eiweiß 

Eiweiß ist in jedem Fall wichtig für das Immunsystem. Es muss aber nicht immer Fleisch sein. Pflanzliche Eiweißlieferanten liefern weniger und oft gesündere Fette als tierische Eiweißquellen. Hülsenfrüchte beispielsweise enthalten reichlich hochwertiges Eiweiß und sollten in den wöchentlichen Speiseplan integriert werden. Ebenso empfehlenswert sind Getreideprodukte und die oftmals unterschätzten Kartoffeln.

Mehr Omega-3-Fettsäuren, weniger Omega-6-Fettsäuren 

Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren sind ungesättigte Fettsäuren, die wir über die Nahrung zuführen müssen. Und dabei kommt es auf das richtige Verhältnis dieser Fettsäuren an: während Omega-3-Fettsäuren entzündungshemmend wirken, werden aus einer bestimmten Omega-6-Fettsäure, der Arachidonsäure, Botenstoffe vom Körper produziert, die bereits bestehende Entzündungen fördern. Meist überwiegt der Anteil an Omega-6-Fettsäuren in der westlich orientierten Ernährung. Omega-3-Fettsäuren finden sich vor allem in fetten Kaltwasserfischen (z.B. Hering, Makrele, Lachs, Thunfisch,) und in pflanzlichen Ölen wie Leinöl, Hanföl, Sojaöl, Walnussöl und Rapsöl wieder. Auch Leinsamen und Walnüsse sind wertvoll in der Psoriasis-Ernährung. Der Klassiker der Mittelmeerkost, das Olivenöl, enthält vergleichsweise wenig Omega-3-Fettsäuren, dafür aber Omega-9-Fettsäuren, die als gefäßschützend gelten. Einen hohen Anteil an Omega-6-Fettsäuren enthalten hingegen rotes Fleisch, tierische Fette und Innereien. 

Moderater Alkoholgenuss 

Alkoholische Getränke belasten nicht nur die Leber und stoppen die Fettverbrennung, sie enthalten auch in unterschiedlichem Maße Histamin. Dieser Botenstoff kann zu Hautreizungen führen. Alkohol hemmt zudem ein Enzym, das im Körper für den Histaminabbau zuständig ist. Zusätzlich wird die Freisetzung von körpereigenem Histamin gefördert. „Alkoholexzesse sollten daher auf jeden Fall vermieden werden“, so der Psoriasis-Experte. Und dennoch, „es gibt keine Psoriasis-Diät, die man auf alle Patienten anwenden kann. Jeder muss selbst herausfinden, was für sie oder ihn gut ist“, erklärt Prof. Sator zusammenfassend.  

Beitrag: Dr. Christine Dominkus

Univ.-Prof. Dr. Paul Sator, Leiter der Psoriasis-Ambulanz an der Klinik Hietzing, Wien
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