Pressegespräch zum Monat der Hautgesundheit 2025: Der Klimawandel geht unter die Haut

Auch 2025 gilt: Mai ist Monat der Hautgesundheit und damit der Höhepunkt von MEINE HAUTGESUNDHEIT, Österreichs größter Informationsinitiative rund um unsere Haut. Das Schwerpunkt-Thema heuer: „Die Haut im Klimawandel"
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Die Klimakrise hat längst direkte Auswirkungen auf unsere Gesundheit – und damit auch auf die Haut.

Im Rahmen der Auftakt-Pressekonferenz zum „Monat der Hautgesundheit 2025“ am 24. April haben renommierte Expert:innen beleuchtet, wie Hitze, UV-Strahlung sowie neue Krankheitserreger und Allergene unser größtes Organ herausfordern. Klar ist: Klimaschutz ist auch Gesundheitsschutz!

(von links nach rechts) Prof. Robert Müllegger, Prof. Helga Kromp-Kolb, Prof. Hans-Peter Hutter und Prof. Stefan Wöhrl.

Klimawandel geht unter die Haut – die Perspektive der Klimaforschung

„Der Klimawandel ist weder neu noch abstrakt, sondern eine sehr konkrete Realität“, erklärt Klimaforscherin em. Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb. „Die Auswirkungen auf die Hautgesundheit sind vielfältig und dennoch unterschätzt. Höhere Temperaturen, zunehmende UV-Belastung, schlechtere Luftqualität und die Ausbreitung teils neuer Krankheitserreger wirken unmittelbar auf das größte Organ des Körpers – und sie betreffen nicht nur ältere oder chronisch kranke Menschen, sondern auch Kinder und Gesunde.“

Besonders in Städten verschärfen sich die Effekte, da Betonflächen Hitze speichern und so „Hitzeinseln“ entstehen – mit klaren sozialen Mustern: In wohlhabenden Gegenden mit Parks und Gärten bleibt es kühler, dicht verbaute und verkehrsreiche Bezirke erhitzen sich hingegen stärker. „Es sind oft die wirtschaftlich Schwächsten, die am meisten leiden, obwohl sie am wenigsten zum Problem beigetragen haben“, so Kromp-Kolb. Ihr Appell: „Maßnahmen gegen den Klimawandel wirken doppelt – sie reduzieren Treibhausgase und schaffen gesündere Lebensbedingungen. Der Schlüssel liegt im Zusammenspiel von individuellem Handeln und politischen Weichenstellungen.“ Die Wissenschaft liefert seit Jahrzehnten konsistente Daten und Prognosen, die der Politik hier als Orientierungshilfe dienen können.


em Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb

Gesundheitsfolgen im Überblick – die umweltmedizinische Sicht

OA Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner an der MedUni Wien, sieht die Gesundheit insgesamt im Stress: „Der Klimawandel stellt eine wachsende Bedrohung für die Gesundheit dar – von hitzebedingter Sterblichkeit über Atemwegs- und Hauterkrankungen bis hin zur Ausbreitung neuer Krankheitsüberträger.“ Hitzewellen, erhöhte UV-Strahlung und längere Pollensaisonen führen zu mehr Notaufnahmen und ambulanten Behandlungen. „Nicht nur Herz-Kreislauf und Atemwege, sondern auch die Haut sind betroffen. Die Zahl der wolkenlosen Tage mit hoher UV-Belastung steigt, das Hautkrebsrisiko ebenso“, warnt Hutter.

„Der Klimawandel begünstigt zudem die Ausbreitung gebietsfremder Pflanzen wie Ragweed und neuer Vektoren wie der Tigermücke (Aedes albopictus). Die WHO spricht zu Recht von der größten Gesundheitsbedrohung der Menschheit. Anpassung ist nötig, aber das Herzstück der Bemühungen muss konsequenter Klimaschutz bleiben“, appelliert der Umweltmediziner.


OA Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. Hans-Peter Hutter

Wenn der Haut zu heiß wird – dermatologische Herausforderungen

Die Spezialist:innen für Hautgesundheit sind die österreichischen Dermatolog:innen, die im Rahmen der Kampagne MEINE HAUTGESUNDHEIT auf den Zusammenhang zwischen Klimaveränderungen und Hauterkrankungen hinweisen: „Die Haut ist unser größtes Organ und spielt eine zentrale Rolle beim Schutz vor Umwelteinflüssen und der Regulierung der Körpertemperatur“, betont Prim. Univ.-Doz. Dr. Robert Müllegger, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV). Der Klimawandel mit steigenden Durchschnittstemperaturen, häufigeren Hitzewellen und höherer Luftfeuchtigkeit hat signifikanten Einfluss auf die Temperaturregulation und führt damit zu einer Reihe von Hautveränderungen und -erkrankungen: „Hauterkrankungen wie Hitzebläschen, Akne, Intertrigo und Pilzinfektionen werden durch Hitze und/oder vermehrtes Schwitzen ausgelöst und verstärkt. Besonders betroffen sind Kinder, Senioren und Menschen mit Vorerkrankungen.“

ÖGDV-Präsident Müllegger warnt auch vor der erhöhten UV-Belastung und warnt einmal mehr vor den nachteiligen Effekten von Sonnenlicht auf die Haut: „Sonnenbrand, Hautkrebs und beschleunigte Hautalterung nehmen zu. Prävention ist wichtiger denn je: Sonnenschutz, atmungsaktive Kleidung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr sind essenziell.“


Prim. Univ.-Doz. Dr. Robert Müllegger

Allergien im Wandel – Auswirkungen auf Betroffene und Gesellschaft

Prim. Univ.-Prof. Priv.-Doz. Mag. Dr. Stefan Wöhrl, Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums, sieht dramatische Veränderungen für Allergiker:innen: „Verlängerte Pollenflugzeiten, neue Allergene und steigende Belastungen treffen rund 20 Prozent der Bevölkerung. Höhere CO2- Werte wirken auf Pflanzen wie Dünger, die Pollenmenge steigt und neue Pflanzenarten wie Ragweed breiten sich aus.“ Extremwetterereignisse fördern zudem die Produktion von Schimmelpilzsporen, die häufig Asthma auslösen. „Phänomene wie ‚Thunderstorm Asthma‘ zeigen, wie dramatisch die Folgen sein können“, so Wöhrl.

Atopische Erkrankungen, zu denen atopische Dermatitis (Neurodermitis), allergische Rhinokonjunktivitis (Heuschnupfen), allergisches Asthma und Nahrungsmittelallergien zählen, treten häufig gemeinsam auf. Früher sprach man vom „atopischen Marsch“. Heute ist bekannt, dass diese Erkrankungen auch unabhängig voneinander oder gleichzeitig auftreten können, jedoch besteht ein deutlich erhöhtes Risiko, nach einer atopischen Erkrankung weitere zu entwickeln. Die gemeinsame Grundlage dieser Krankheiten ist eine sogenannte Typ-2- Entzündung. „Eine frühzeitige Behandlung, insbesondere durch eine allergenspezifische Immuntherapie, kann den Übergang von Heuschnupfen zu Asthma bei Kindern in bis zu 80 Prozent der Fälle verhindern und die Lebensqualität erheblich verbessern. Digitale Tools wie das Wiener Pollenservice unterstützen Betroffene dabei, ihren Alltag individuell an die aktuelle Pollenbelastung anzupassen“, klärt der Experte auf.


Prim. Univ.-Prof. Priv.-Doz. Mag. Dr. Stefan Wöhrl

Fazit: Klimaschutz schützt die Haut – und die Gesundheit aller

Die vier Expert:innen sind sich einig: Die Klimakrise ist in unserem Alltag angekommen – und sie geht buchstäblich unter die Haut. „Klimaschutz ist die beste Investition in unsere Gesundheit – heute und für kommende Generationen“, fasst Kromp-Kolb zusammen. Die Herausforderungen sind groß, aber mit entschlossenem Handeln auf individueller, gesellschaftlicher und politischer Ebene lassen sich die Risiken begrenzen und die Lebensqualität sichern.

Österreichweite Umfrage zum Thema „Klimawandel“

Im Rahmen einer österreichweiten marketagent-Umfrage hat der Verein big5health im März 2025 1.058 Personen zwischen 14 und 75 Jahren zu den Auswirkungen des Klimawandels befragt. Die Ergebnisse zeigen: das Thema „Klimaerwärmung“ geht unter die Haut!

Sorgen durch den Klimawandel in Österreich

Wirtschaftliche Folgen, Naturkatastrophen, Gletscherschmelzen und die Zukunft der nächsten Generation bereiten den Menschen in Österreich im Hinblick auf die Klimakrise die größten Sorgen. Auch gesundheitlich ist der Klimawandel bereits spürbar: Kreislaufprobleme, Schlafstörungen und Atemwegsprobleme sind laut Umfrage die häufigsten Beschwerden.

Auswirkungen des Klimawandels auf die Haut

Klimabedingte Symptome wie vermehrtes Schwitzen, trockene Haut sowie vermehrte Insektenstiche und stärkere Hautreaktionen machen sich immer deutlicher bemerkbar.

 
Hier finden Sie die Presseunterlagen zum Download.