Vitiligo: Moderne Therapien der Weißfleckenkrankheit

Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) ist eine Autoimmunerkrankung, bei der sich das körpereigene Immunsystem gegen die Melanozyten richtet.

Melanozyten sind die pigmentbildenden Zellen der Haut. Das typische Merkmal der Vitiligo ist ein teilweiser oder kompletter Verlust der Hautpigmentierung, der durch eine Inaktivierung und in Folge dessen ein Absterben der Melanozyten, entsteht.

Auffallend und seelisch belastend

Die Weißfleckenkrankheit ist gekennzeichnet durch weiße Flecken auf der Haut, die entweder symmetrisch (nicht-segmental) auf beiden Seiten des Körpers oder nur einseitig (segmental) entstehen können. Obwohl auch diese Hauterkrankung wie viele andere nicht gänzlich heilbar ist, kann die Weißfleckenkrankheit mittlerweile sehr gut behandelt werden. Vitiligo ist nicht schmerzhaft, aber stellt meist eine große seelische Belastung für die Betroffenen dar. Denn die weißen Flecken sind für alle sichtbar, die auffallenden Stellen sind oft im Gesicht oder den Händen und ziehen die Blicke anderer Menschen auf sich.

Die Ursache für Vitiligo ist bis heute nicht bekannt, es wird ein Zusammenspiel von genetischen sowie umweltbedingten Stress-Faktoren vermutet. Da ein Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen wie z.B. der Hashimoto-Thyreoditis, Atopischen Dermatitis und Typ-1-Diabetes besteht, wird auch bei der Vitiligo ein autoimmunologischer Grund als Ursache angenommen.

Klassifikation

Man unterteilt die Vitiligo in vier verschiedene Formen, die nicht-segmentale Vitiligo, die den überwiegenden Teil aller Vitiligoerkrankungen ausmacht, die segmentale Vitiligo, die bei etwa fünf bis 16 Prozent der Betroffenen vorliegt, die gemischte Vitiligo und die nicht klassifizierbaren Formen.

Die Vitiligo mit beidseitiger Verteilung betrifft besonders jüngere Patient:innen im Alter von 10 bis 30 Jahren. Dr. Paul Jauker, Facharzt für Dermatologie und Venerologie in Wien: „Oft beginnt die nicht-segmentale Vitiligo symmetrisch an beiden Körperseiten, d.h. sowohl an der linken als auch an der rechten Körperhälfte. Diese Flecken können an allen Körperstellen auftreten, vorzugsweise sind aber Gesicht, Finger- und Handgelenke, Ellenbogen Unterarme, Knie und Genitale betroffen.“

Moderne Therapie

Vitiligo wird derzeit mit lokal aufzutragenden Cremen, z.B. Calcineurinhemmern oder Kortison behandelt. Die Phototherapie, meist mit Schmalband UVB (311nm), ist eine etablierte und wirksame Therapie die seit langer Zeit erfolgreich eingesetzt wird, jedoch einen erheblichen zeitlichen Aufwand (2-3 Bestrahlungen pro Woche über einen Zeitraum von ca. 3 Monaten) für die PatientInnen darstellt.

„Seit Mitte 2023 ist mit den JAK-Inhibitoren eine neue Lokaltherapie spezifisch für die Vitiligo zugelassen. „Janus-Kinasen, auch kurz JAKs genannt, sind physiologische Enzyme in unserem Körper, die zur Signalübertragung benötigt werden“, erklärt Dr. Jauker. Wenn also bestimmte Botenstoffe an der Zelle ankommen, docken sie an ihre entsprechenden Rezeptoren an, wo dieses Signal mit Hilfe der JAKs weitergeleitet wird. „Das in Österreich erhältliche Präparat enthält den Wirkstoff Ruxolitinib“, berichtet Dr. Paul Jauker.

In der Rheumatologie und der Dermatologie ist die Rolle der Janus-Kinasen schon seit mehreren Jahren bei Erkrankungen wie der Psoriasis-Arthritis oder Atopische Dermatitis bekannt, wo sie in oraler Form eingesetzt werden. Ganz aktuell steht auch eine Creme zur äußeren Anwendung bei Vitiligo zur Verfügung. Diese neue Creme wird zur Behandlung der nichtsegmentalen Vitiligo mit Beteiligung des Gesichts bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren eingesetzt.

Wichtig ist, betont Dr. Jauker, die Therapie für zumindest 3 Monate durchzuführen, weil erst dann mit einer langsamen Besserung gerechnet werden kann. Die Ruxolitinib-Creme wird bis zu 12 Monate verwendet. Die Studiendaten stützen sich auf einen Anwendungszeitraum von 12 Monaten. Calcineurininhibitoren und Steroid- Salben, sowie die Phototherapie sind gut wirksam, jedoch ist damit nun ein anderer Ansatzpunkt möglich, der bei unzureichender Wirkung gängiger Therapien versucht werden kann. Die chefärztliche Bewilligung ist noch sehr schwierig; derzeit wird das Präparat nur nach Ausschöpfung sämtlicher andere Optionen, einer Gesichtstbeteiligung und schwerer Ausprägung bewilligt…und auch dann nicht immer.


Foto: Dr. Paul Jauker, Wien
cc: privat