Auch das Haar altert

Wie die Haut ist auch das Haar einem natürlichen Alterungsprozess unterworfen. Durch die verschiedenen Lebensabschnitte können sich Haarqualität und Haarstruktur verändern. Das Haar ergraut, wird dünner, verliert seine Fülle und Kraft.

Das natürlichste Schönheitsattribut ist gesundes, kräftiges und glänzendes Haar. Über die Art, das Kopfhaar zu tragen, ließen sich seit dem Mittelalter gesellschaftliche wie auch modische Statements vermitteln. Von der Punkfrisur bis zur Kahlrasur reicht die Palette der Ausdrucksmöglichkeiten.

Wie die Haut ist auch das Haar einem natürlichen Alterungsprozess unterworfen. Durch die verschiedenen Lebensabschnitte können sich Haarqualität und Haarstruktur verändern. Das Haar ergraut, wird dünner, verliert seine Fülle und Kraft. Alterungsprozesse des Haares lassen sich mit kleinen Unterstützungsprogrammen durchaus verlangsamen. Mit einem gesunden Lifestyle, konsequenter Pflege und Sorgfalt im Umgang mit dem natürlichsten Schönheitsmerkmal des Menschen lassen sich haarige Probleme verbessern.

Phasen des Haarwachstums

„Das Wachstum der Haare unterliegt verschiedenen Phasen, einer aktiven Wachstumsphase (Anagenphase) und einer inaktiven Ruhephase (Telogenphase)“, erklärt die Hautärztin und Haarexpertin Univ.-Prof. Dr. Daisy Kopera, Graz. „Am Kopf dauert die Wachstumsphase 3 bis 5 Jahre während die Ruhephase nur 2 bis 4 Monate anhält. Das Haarwachstum verläuft asynchron, das heißt, nicht alle Haarfollikel sind gleichzeitig in Wachstums- oder Ruhephase, sonst würden ja alle Haare gleichzeitig wachsen oder ausfallen, sondern individuell verschieden“, weiß die Expertin.“ Aufgrund der asynchron verlaufenden Wachstumsphasen der Haare gemäß dem genetischen Programm jedes Haarfollikels fallen uns im Durchschnitt jeden Tag 70 bis 100 Haare aus, weil ständig Haarfollikel in die Ruhephase gehen und das bestehende Haar abgestoßen wird. Nach der Ruhephase tritt der Haarfollikel erneut in eine Wachstumsphase und das Haar wächst nach. Haarausfall an sich ist also ein physiologisches Phänomen. „Von problematischem Haarausfall spricht man nur dann, wenn jeden Tag diffus über den Kopf verteilt mehr als 100 Haare ausfallen oder die Kopfhaut an bestimmten Stellen völlig kahl wird und weniger oder gar keine Haare mehr nachwachsen“, versucht Prof. Kopera zu beruhigen.

Ist Frauenhaar und Männerhaar verschieden?

Frauenhaar ist zwar nicht von Natur aus feiner als Männerhaar, allerdings wachsen Männerhaare schneller als Frauenhaare, werden aber dafür im Durchschnitt nicht so lang, erklärt Dermatologe Prim. Dr. Werner Saxinger Wels-Grieskirchen. Die Menge des Haares variiert zudem in Anlehnung an die Haarfarbe. So haben blonde Frauen meistens mehr Haare als dunkelhaarige, doch blondes Haar ist feiner als rotes und schwarzes Haar. Die Haarstruktur der Asiat:innen ist im Vergleich zu den Europäern dicker, da Asiat:innen runde Haarquerschnitte und dadurch elastischeres und glatteres Haar haben.

Prim. Dr. Werner Saxinger: „Mit zunehmendem Lebensalter verlangsamt sich das Haarwachstum. Auch wird das Haar mit zunehmendem Alter dünner, weil mit zunehmendem Alter, vor allem in den Wechseljahren, die Produktion von weiblichen Sexualhormonen (Östrogen und Gestagene) viel stärker abnimmt als die von männlichen Sexualhormonen (Androgene), die in geringerem Ausmaß als bei Männern auch von Frauen produziert werden. Aus diesem Grund kann bei Frauen in der Menopause ein hormonelles Ungleichgewicht zu Gunsten der Androgene entstehen. Diese wiederum begünstigen den Haarverlust. Darüber hinaus nimmt mit zunehmendem Alter auch die Haardicke und -dichte ab.“

Weil die Haare sensibel auf Hormonumstellungen reagieren, können die Einnahme der Anti-Baby-Pille, eine Schwangerschaft und das Klimakterium das Haarwachstum beeinflussen. Prim. Saxinger: „In der Schwangerschaft kommt es bei vielen Frauen zu einer Anhäufung von Haaren in der Wachstumsphase (Anagenphase). Schwangere empfinden ihr Haar oft als sehr dicht und gesund. Mit der Geburt des Kindes und dem Hormonabfall beenden oft viele Haare gleichzeitig ihren Wachstumszyklus. Zwei bis vier Monate nach der Entbindung kommt es dann zu vermehrtem, deutlich sichtbarem Ausfall all dieser Haare gleichzeitig. Ähnlich wie nach einer Schwangerschaft kann auch die Hormonumstellung in den Wechseljahren zu Haarausfall oder zu übermäßigem Haarwuchs an unerwünschten Körperstellen (zum Beispiel Damenbart) führen.“

Der Alterungsprozess der Haare

Die Alterung von Haaren unterliegt denselben molekularen Mechanismen wie die Alterung des restlichen Organismus. An Haut und Haaren werden jedoch die Alterungsprozesse besonders deutlich sichtbar. Der Alterungsprozess der Haut wie auch der Haare hat sowohl innere (genetische) als auch äußere Ursachen. Auch allgemeine gesundheitliche Probleme des Alters können sich negativ auf den Zustand des Haars auswirken. Zu den äußeren Ursachen des Alterungsprozesses, die wir beeinflussen können, zählen UV-Strahlung, Lebensstil und Tabakrauchen. Das Rauchen von Tabak scheint also nicht nur eine besondere Rolle in der Beschleunigung der Haut-, sondern auch der Haaralterung zu spielen: Tendenziell leiden Raucher unter einer frühzeitigen Ergrauung und Entwicklung von Kahlköpfigkeit (Alopezie). UV-Licht wirkt sich schädigend auf das Haar aus, weil die Strahlen von den lichtempfindlichen Aminosäuren des Haars absorbiert werden und durch den darauffolgenden Abbau oxidativer Stress und freie Radikale erzeugt werden. Dies führt zum Abbau und Verlust von Haarproteinen und -pigmenten. Hoher Kupfergehalt im Wasser kann den durch die UV-Strahlung bedingten oxidativen Stress noch verstärken und im Extremfall zu einer Grünfärbung von blondem oder weißem Haar führen. Außerdem kann chronischer Stress zu Haarausfall führen, indem die Konzentration von bestimmten Botenstoffen in der Kopfhaut ansteigt und so eine Entzündungsreaktion an den Haarwurzeln entsteht. Dadurch wiederum kann es zu einer Störung im Haarwachstum bis hin zum Haarausfall kommen. Interessanterweise haben auch die Jahreszeiten einen Einfluss auf die Haare. So kommt es vor allem im Herbst zu verstärktem Haarausfall, während im Winter relativ wenig Haare ausfallen.

Wie zeigt sich die Alterung der Haare?

Die Alterung der Haare zeigt sich u.a. in der Ergrauung und diversen Formen des Haarausfalls. Generell kommt es im Rahmen des Alterungsprozesses des Haars zu einer Veränderung der Haarpigmentation, des Haardurchmessers, der Haarkrümmung, der Lipidzusammensetzung sowie der Spannung. Dies führt zu einer Verschlechterung der kosmetischen Eigenschaften des Haars: z.B. Ausdünnung, Ergrauen, Trockenheit, Glanzlosigkeit, Brüchigkeit und gespaltene Spitzen.

Besonders die Veränderung der Haarpigmentation im Rahmen des Alterungsprozesses ist bedeutsam. Denn die Farbe des Haars erfüllt neben UV-Schutz, Wärmespeicherung und Tarnung auch Funktionen in der zwischenmenschlichen Kommunikation wie sexuelle Signale. Der natürliche Alterungsprozess führt zum Ergrauen der Haare durch die Abnahme aktiver Melanozyten an den Haarwurzeln. Zusätzlich zum Verlust der Pigmentierung zeigt sich graues Haar auch borstiger, gröber und schlechter frisierbar. Darüber hinaus ist graues Haar empfindlicher gegenüber Sonnenlicht, weil der schützende Effekt des Melaninpigments wegfällt.

Weißhäutige Menschen beginnen durchschnittlich ab Mitte 30, dunkelhäutige ab Mitte 40 zu ergrauen. Zuerst ändert sich die Pigmentierung in der Regel in den Barthaaren, danach folgen die Kopfhaare (von den Schläfen zum Scheitel bis zum Hinterkopf). Anti-Aging-Maßnahmen können den Alterungsprozess verlangsamen. Dabei ergänzen einander medizinische und kosmetische Behandlungsmöglichkeiten. Wichtig ist ein Lebensstil mit gesunder Ernährung und Stressbewältigungs-Programmen, Vermeiden von UV-Strahlen und Tabak, sowie die regelmäßige Verwendung von Haarpflegeprodukten (Conditioner, Haar-Lichtschutzmittel).

Und was hilft?

Spurenelemente wie Eisen und Vitamine wie Vitamin H sind immens wichtig für eine gesunde Haarstruktur Vitaminmangel wie beispielsweise ein Mangel an Vitamin H und/oder Vitamin D kann den Haarausfall begünstigen, erklärt Prim. Saxinger. Mangelzustände, wie zum Beispiel ein Eisenmangel können diffusen Haarausfall verursachen so Saxinger. Die Untersuchung des Eisenspiegels könnte daher aufschlussreich sein. „Vitamin H regt die Bildung von Keratin an und stärkt so Haare und Nägel. L-Cystein ist ein Baustein des Keratins und daher wichtig für gesundes Haar. Der Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln auf der Basis von u.a. L-Cystin, L-Methionin, Vitamin B1 und lokal zu applizierenden Antioxidanzien (Melatonin, Ginseng) im Anti-Aging der Haare ist nur teilweise durch Studien bestätigt.“ Frühzeitiger Einsatz von Pharmakotherapie (Minoxidil und Finasterid bei der androgenetischen Alopezie) und eine gute medizinische Gesundheitsversorgung im Alter können Haarausfall jedoch für die Dauer der Anwendung bremsen. Ungeklärt bleibt die Rolle von Hormontherapien und alternativmedizinischen Methoden (traditionelle chinesische Medizin, Ayurveda). Schließlich bleiben bei weit fortgeschrittenem Haarverlust oft nur mehr eine chirurgische Haartransplantation oder ein Haarersatz (z.B. Perücken). Bei einer Form der Kahlköpfigkeit, der Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall), die lange Zeit als schwer behandelbar galt, hilft seit neuestem eine gezielt wirksame Pharmakotherapie.

Die richtige Pflege des Haares, regelmäßige Friseurbesuche und geeignete Pflegerituale sowie ausgewogene Ernährung und die Vermeidung von Stress können viel zum Erhalt des schönen Haupthaares beitragen.

10 Empfehlungen zur Haarpflege aus kosmetischer Sicht:

  1. Haare so wenig wie möglich reißen, zupfen, drehen
  2. Haare sanft kämmen
  3. Nach dem Waschen Conditioner verwenden
  4. Nasskämmen ohne Conditioner vermeiden
  5. Manipulation mit hohen Temperaturen vermeiden (Fön, Lockenstab etc.)
  6. Vor UV-Licht schützen
  7. Salz- oder Chlorwasser möglichst rasch auswaschen
  8. Kratzen und Reiben der Kopfhaut vermeiden
  9. Spliss abschneiden
  10. Kurzhaarfrisuren tragen