BEGLEITERKRANKUNGEN DER PSORIASIS NICHT UNTERSCHÄTZEN

Die Psoriasis ist nicht nur eine Hautkrankheit, sondern eine systemische Erkrankung. Viele Patienten leiden neben der Grundkrankheit Schuppenflechte zusätzlich an Herz-Kreislauferkrankungen wie Bluthochdruck und koronarer Herzkrankheit. Auch die Stoffwechselkrankheit Diabetes mellitus, Adipositas oder die PAVK sind häufige Begleiterkrankungen der Schuppenflechte. Die Zusammenarbeit von Dermatologen, Internisten und Psychologen und Psychiatern ist daher der Schlüssel zum Erfolg. Denn es ist medizinisch äußerst wichtig, diese Begleiterkrankungen von ärztlicher Seite langfristig zu kontrollieren und bestmöglich zu behandeln.

Henne oder Ei?

Ist die sichtbare Haut geschädigt, von Hautausschlägen überzogen, die noch dazu stark schuppen und jucken, verursacht dies psychischen Stress. In den vergangenen Jahren vergrößerte sich das Bewusstsein, dass die Schuppenflechte auch die Psyche negativ beeinflussen kann. 2014 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Schuppenflechte als schwere nichtansteckende Erkrankung deklariert und aktiv aufgefordert, Aktionsmaßnahmen zum Management der Erkrankungen zu ergreifen. Denn der hohe Leidensdruck bei Psoriasis führt oft zu: 

  • Stigmatisierung – viele Betroffene fühlen sich aufgrund der Hautausschläge von anderen Menschen gemieden oder gar diskriminiert 

  • Scham – viele Betroffene genieren sich wegen der entzündlichen, schuppenden Hautstellen

  • Partnerschaft und Sex – viele haben Probleme in der Partnerschaft bzw. dabei, einen Partner zu finden

  • Soziale Aktivitäten – viele Betroffene sehen sich in der Ausübung ihrer Hobbys eingeschränkt

  • Selbstbewusstsein – viele leiden unter mangelndem Selbstwertgefühl und meiden soziale Kontakte

Die Folgen dieser psychischen Belastungen sind immens und können aufgrund der Chronizität zu psychischen Begleiterkrankungen führen – wie z.B. Depressionen, Schlafstörungen, Alkoholsucht oder andere Süchte. Da die Psyche und die Psoriasis in Wechselwirkung zueinander stehen und psychischer Stress ein Auslöser von entzündlichen Schüben sein kann, geraten viele Betroffene in einen Teufelskreis und isolieren sich zunehmend. Es ist nicht verwunderlich, dass die Depression mit 50–70 % mitunter die häufigste Begleiterkrankung bei Psoriasis ist. Wenn eine ängstliche oder depressive Verstimmung vorliegt, werden auch die Hauterscheinungen als noch stärker empfunden.

Psoriasis-Arthritis: heterogen und schwer zu diagnostizieren.

Auch die Gelenke können betroffen sein. Warum eine Psoriasis-Arthritis (PsA) entsteht, ist bis heute nicht restlos geklärt. Fest steht nur, dass bestimmte Prozesse im Immunsystem fehlgesteuert sind. Im Fall der Psoriasis-Arthritis sind entzündungsfördernde Botenstoffe im Übermaß vorhanden. Manchmal tritt die PsA einige Zeit nach der primären Hauterkrankung auf, manchmal existiert eine Gelenksbeteiligung ohne Hautbefall. Wenn die Hautareale befallen sind, so sind typischerweise bei der Psoriasis ohne Gelenksbeteiligung hauptsächlich die Extremitäten, v.a. Ellenbogen und Knie betroffen, zudem das Kreuzbein und die behaarte Kopfhaut. Bei der Psoriasis-Arthritis findet man die schuppenden Plaques häufiger am Brustkorb, an den Nägeln, den Achselhöhlen, Analfalten oder Finger- und Zehenspalten. 

Trickreich.

Psoriasis-Arthritis bedeutet aber nicht nur Gelenksentzündung. Auch außerhalb der Gelenke gibt es Manifestationen, die man genau inspizieren sollte. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um eine Entzündung der Sehnenansätze (Enthesitis) oder schwere Entzündungen der Finger- und Zehengelenke, die im Volksmund auch als „Wurstfinger“ oder „Wurstzehe“ bezeichnet werden. Auch sonst sind entzündliche Aktivitäten im Organismus zu finden, die verschiedene Körperfunktion betreffen und die Lebensqualität der Patienten mit Psoriasis-Arthritis beeinträchtigen. Manche Patienten empfinden die entzündlichen Vorgänge als weniger schwer, andere wiederum als mehr einschränkend. Auch das Labor ist oft nicht aussagekräftig, denn etwa 40% der Patienten mit Psoriasis-Arthritis weisen ein erhöhtes CRP im Serum auf. Das erschwert die Diagnose. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Dermatologen und Rheumatologen ist daher essentiell.

Wirkungsvoll behandeln.

Wie man heute weiß, erfolgt der Übergang von Psoriasis zur Psoriasis-Arthritis leider schon frühzeitig und noch ohne fassbare klinische und radiologische Hinweise. Nicht nur aus diesem Grund ist es wichtig, die Grunderkrankung Psoriasis bestmöglich zu behandeln. 

Therapiemöglichkeiten werden immer besser.

Psoriasis-Arthritis ist nicht heilbar, kann allerdings meist gut behandelt werden. Eine rechtzeitige Therapie hilft, das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern, Beweglichkeit zu erhalten, Schmerzen zu reduzieren und Komplikationen vorzubeugen. Leider sind noch immer viele Patienten mit Psoriasis nicht von den innovativen Therapien überzeugt. Rund die Hälfte der Patienten hält die Therapien für belastend, viele halten sie für riskanter als die Krankheit selbst und 85 % der Patienten wünschen sich „bessere“ Therapien. Aktuelle Studienergebnisse brechen eine Lanze für die frühe Unterbrechung der entzündlichen Vorgänge bei Psoriasis, um die Entwicklung einer möglichen späteren Psoriasis-Arthritis zu unterbinden. Doch selbst der frühzeitige Einsatz der Medikamente kann bereits eingetretene Schäden am Gelenk nicht verhindern. 

Letztendlich hängt der generelle Behandlungserfolg von einem Zusammenspiel der möglichen Begleiterkrankungen, psychosozialen Faktoren, Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patienten, Compliance, Überzeugungen und nichtwissenschaftlichen Wahrnehmungen ab.

Beitrag: Dr. Christine Dominkus