Kranke Kopfhaut: Wenn es juckt und schuppt

Wenn die Kopfhaut brennt, juckt, schuppt oder sichtlich gerötet ist, oder wenn man übermäßig viele Haare verliert, ist es ratsam, dem Dermatologen oder der Dermatologin einen Besuch abzustatten.

Durch das extreme Kürzen an den Seiten bei Kurzhaarfrisuren kann es zu kleinsten Verletzungen beim Schneiden kommen. Werden die Schneidewerkzeuge nicht nach jedem Kundenkontakt bei Friseur desinfiziert, können sich Mikroorganismen in den kleinen Verletzungen verbreiten. Dies ist aber nur einer der Wege, wie Pilze und Bakterien unsere Kopfhaut befallen können.

Erkrankung der behaarten Kopfhaut

Dabei handelt es sich in vielen Fällen um Dermatophyten, erklärt Dr. Riccardo Curatolo von der Dermatologischen Poliklinik des Universitätsspitals Basel.

„Dermatophyten sind Pilze, die mit ihren Metaboliten Entzündungsreaktionen in der oberen Hautschicht und Hautanhangsgebilden auslösen. Durch weitere Mikrotraumen zum Beispiel beim Rasieren können sich Sporen dieser Pilze einnisten und eine Hauterkrankung hervorrufen. Als Kopfpilz (medizinisch Tinea capitis) bezeichnet man Pilzerkrankungen des behaarten Kopfes,  überwiegend durch Erreger der Gattungen Microsporum canis (in Österreich ca. 85 Prozent der Fälle) und Trichophyton tonsurans (im angloamerikansichen Raum vorherrschend). Betroffen sind v.a. Klein- und Schulkinder. Eine saisonale Häufung in Großstädten in den Herbstmonaten ist auf Urlaube auf dem Bauernhof oder in südeuropäischen Ländern nach intensivem Tierkontakt zurückzuführen. Diese stark juckenden, rötlich begrenzten Hautveränderungen führen die Betroffenen schließlich zum Hausarzt oder Dermatologen.“ Dermatologen warnen mittlerweile vor kleinen Epidemien von Tinea capitis, die eine sowohl lokale als auch systemische Behandlung mit Antimykotika (Antipilzmedikament) benötigen.

Wie sieht Tinea capitis aus?

Typischerweise sind kreisrunde bis ovale, zentrifugal sich ausbreitende entzündliche Flecken auf der Kopfhaut mit leichter Schuppung zu sehen. Besteht der Verdacht auf diese Hauterkrankung, sollte immer der ganze Körper inspiziert werden. Obwohl die Tinea capitis vor allem im Kindesalter auftritt, erscheint sie zunehmend bei den Erwachsenen, unter anderem nach dem Besuch beim Friseur, so Curatolo.

Achtung ansteckend

Die Übertragung ist je nach Erreger unterschiedlich, sie kann auch vom Tier auf den Menschen oder von verkeimten Gegenständen erfolgen. Infektionsquellen können Katzen sein, aber auch andere Tiere wie Hunde, Pferde, Affen und Kaninchen können potenzielle Überträger darstellen. Wichtig zu wissen ist, dass die Tiere den Erreger ohne jegliches Anzeichen in ihrem Fell beherbergen können. Aber auch unmittelbare Übertragungen durch Gegenstände (Kämme, Autositze, Plüschtiere usw.) und von Mensch zu Mensch sind bekannt. Eine Form von Tinea wird unter anderem bei jugendlichen Kampfsportlern, vor allem beim Ringkampf, gesehen.

Um eine Ansteckung anderer Personen oder beim Betroffenen eine Wiederansteckung bzw. Verbreitung der Pilze zu vermeiden, wird eine Reihe von Verhaltensmaßnahmen empfohlen, v.a.: Wichtig ist auch das Kürzen oder Rasieren der Haare, das Trockenhalten der Zehenzwischenräume und das Waschen der Kleidung bei 60 Grad. Familien sollten vorübergehend Kämme, Haarbürsten, Rasierapparate oder Waschlappen durch Einwegprodukte ersetzen. Der Friseur ist zu informieren, um die weitere Ausbreitung der Dermatophyten zu verhindern.

  • Kürzen oder Rasieren der Haare, das Trockenhalten der Zehenzwischenräume und das Waschen der Kleidung bei 60 Grad.
  • Vermeiden des gemeinsamen Benutzens von Kämmen, Haarbürsten, Rasierapparaten, Handtüchern, Waschlappen, Bettwäsche, Schals, Kopfbedeckungen, Plüschtieren und Spielgeräten.
  • Desinfizieren der Kämme, Haarbürsten, Rasierapparate und Waschlappen oder Ersetzen durch Einwegprodukte.
  • Den Friseur informieren, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern und Friseurbesuche bis zur Abheilung vermeiden.
  • Familienmitgliedern wird eine ärztliche Untersuchung geraten.
  • Haustiere (v.a. Katzen, Hunde, Meerschweinchen, Hamster, Kaninchen) sollten tierärztlich untersucht werden. Bei Vorliegen einer Pilzinfektion sollte eine konsequente Therapie auch des mitunter symptomfreien Tieres erfolgen. Kissen, Körbe, Decken desinfizieren oder entsorgen.

Die Therapie dauert lang

In der Regel ist die Tinea capitis ungefährlich und heilt nach medikamentöser Behandlung folgenlos wieder ab. Jedoch können bei einer tief liegenden Infektion, die lange nicht behandelt wurde, Narben entstehen. An diesen Arealen können dann keine neuen Haare mehr wachsen und es entstehen kahle Stellen. Der Nachweis des Erregers ist entscheidend für die Therapie. Für die lokale Anwendung werden Shampoos mit einem Antipilzmittel empfohlen. Für die systemische Therapie stehen oral einzunehmende Tabletten zur Verfügung. Die Dauer der Behandlung sollte mindestens 4 bis 6 Wochen betragen. Nach dem Behandlungszyklus sollte alle zwei Wochen eine Kontrolle der Haare durch den Hautarzt erfolgen. Familienmitglieder sollen gescreent und gegebenenfalls auch mitbehandelt werden.