ROSACEA: APFELWANGEN UND ROTE BÄCKCHEN – SIND DOCH GESUND ODER …?

Gerötete Wangen durch Bewegung, Aufregung oder Hitze sind meist völlig harmlos. In bestimmten Fällen kann es sich dabei aber um eine Hautkrankheit namens Rosacea handeln.

Alles rosa oder was?

Unter Rosacea versteht man eine chronisch-entzündliche, seit Hunderten von Jahren bekannte Hauterkrankung. Zumeist macht sich die Krankheit in Form einer anhaltenden Rötung im Gesicht bemerkbar. Wenn diese Rötungen dauerhaft bleiben und sich kleine Gefäßchen ausbilden, ist die entzündliche Gesichtshauterkrankung zumeist schon gut festzustellen. Heute weiß man, dass es keinen stadienhaften Verlauf gibt, sondern dass es zu verschiedenen Bildern und Entzündungen kommen kann und diese auch wechseln. So können sich folgende Hauterscheinungen zeigen: kleine Knötchen, auch Pusteln, die möglicherweise ähnlich wie Akne aussehen. Wenn die Entzündung unbehandelt und ungebremst fortschreitet, kann sich auch eine Vergrößerung des Bindegewebes und der Talgdrüsen zeigen, eine Art „Verdickung“ der Haut im Zentrum des Gesichtes.

Bei Männern kann sich nach jahrzehntelanger Behandlung eine Art knollenförmiger Auswuchs der Nase, medizinisch Rhinophym und im Volksmund Knollennase genannt, entwickeln. Zusätzlich kann bei allen Betroffenen eine Beteiligung der Augen und der Lidränder auftreten. Patienten verwechseln die Rosacea oft mit Hautunreinheiten. Mitesser sind aber, im Unterschied zur Akne, bei der Rosacea nicht zu finden, und auch Bakterien spielen hier keine Rolle. Auslöser auf Basis einer familiären Neigung sind zumeist Entzündungen aufgrund einer reduzierten Abwehr des Hautimmunsystems gegen die eigenen Hautkeime. Typischerweise sind von der Rosacea Erwachsene zwischen dem 30. und dem 80. Lebensjahr betroffen. Meist tritt die Rosacea etwas häufiger bei Frauen auf, wobei das Verhältnis Mann zu Frau mit 1:1 beschrieben wird. Ein Krankheitsgipfel besteht häufig zwischen 30. und 50. Lebensjahr.

Trotz großer psychischer Belastung suchen rund 60 % der Patienten keine Therapie. Eine Fehlschaltung des Hautimmunsystems in der Entzündungsphase scheint eine Rolle zu spielen, mit einer neuroentzündlichen Beteiligung. Darüber hinaus ist ein Zusammenhang mit dem Darmmikrobiom sehr wahrscheinlich.

Entzündung auch im Darm

Jüngste Studien belegen eine eindeutige Verbindung mit entzündlichen Darmerkrankungen. So ist die Rosacea mit folgenden entzündlichen Darmerkrankungen assoziiert, erklärt Priv.-Doz. Dr. Julia Valencak, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie in Wien: Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Helicobacter pylori Infektion, Zöliakie und andere Erkrankungen des Magen-Darm-Systems.

Du bist, was du isst.

Auch ein Zusammenhang mit dem metabolischen Syndrom bzw. gewissen Nahrungsmitteln konnte gezeigt werden. Eine chinesische Studie untersuchte die Essgewohnheiten von mehr als 1.200 Menschen im Zusammenhang mit dem Auftreten der Rosacea. Hoher Konsum fettreicher Nahrungsmittel und von schwarzem Tee standen in positivem Zusammenhang mit der Hautkrankheit, während bei hohem Konsum von Milchprodukten inklusive Butter, Käse und Joghurt keine Korrelation zur Rosacea gefunden werden konnte. Süßigkeiten, Kaffee und stark gewürzte Lebensmittel dürften sich neutral auf die Rosacea auswirken. „Auch Nahrung, die zu einem erhöhten Nüchtern-Blutzuckerspiegel beiträgt, löst entzündliche Schübe aus. Im Gegensatz zur Akne scheinen jedoch erhöhter Milchkonsum und auch Schokolade oder Alkohol als Auslöser bei der Rosacea keine große Rolle zu spielen“, berichtet die Hautärztin. Und wie bei fast jeder medizinischen Diagnose ist körperliche Betätigung hilfreich. Die Hautdoktorin bestätigt: „Wenig Muskelmasse bei gleichzeitig wenig sportlicher Betätigung ist sogar deutlich mit Rosacea assoziiert.“ Also weg vom TV und Muskeln trainieren!

Gut behandelbar

Es gibt zahlreiche alte und neue Therapiemöglichkeiten in Form von Cremen und Tabletten und Hautärzte können gut feststellen, welches Präparat am besten geeignet ist. Insgesamt kann die Rosacea sehr gut behandelt werden und kein Patient, keine Patientin muss die entzündliche Gesichtshauterkrankung hinnehmen. Auch wenn die Ursachen und die immer wieder auftretenden entzündlichen Schübe bis heute noch nicht ausreichend geklärt sind, bleibt die Erkrankung sehr gut behandelbar, wenn auch noch nicht heilbar.

Im Bild: Dr. Julia Valencak, Foto: Felicitas Matern